Schrauben kürzen?
Besorgt dir einfach passende Schrauben!
So könnte die „hilfreiche“ Antwort des Fachmanns lauten, wenn man ihn fragen würde. Und ja, er hat recht! Aber Hand aufs Herz: Welcher Heimwerker unterbricht sein Projekt wegen einer zu langen Schraube?
Richtig. Niemand! 😛
Ganz ehrlich: In der Not nehme ich auch, was mir gerade in die Hand fällt und dann wird einfach abgesägt.
Einspannen, Winkelschleifer angeschmissen und durch mit!
Und prompt ist das Gewinde im Alu-Gussteil ruiniert, weil beim Absägen der Schraube Mist gebaut wurde und unsereins bekommt nun echte Probleme!
Wenn du aber ein paar Dinge beachtetest, ist es natürlich möglich eine Schraube sauber zu kürzen.
Was das für Dinge sind, erfährst du in diesem Beitrag.
Keine Lust zu lesen? Das Ganze gibt es auch als kompaktes Video!
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Inhaltsverzeichnis
Kurzfassung: Wie Schraube absägen
Für die ganz eiligen unter Euch:
- Mutter auf Gewinde schrauben
- Schnittlinie anzeichnen
- Schraube einspannen
- Schraube absägen
- Kanten brechen / anfasen
- Mutter herunterschrauben
Im Grunde ist so eine Schraube also schnell gekürzt. Dennoch sollten ein paar Dinge beachtet werden.
Wenn es nämlich dumm läuft, ruiniert man sich das Gewinde von dem Werkstück, in das die gekürzte Schraube hinterher eingeschraubt werden soll.
Und dann kann es unangenehm / teuer werden!
Welches Werkzeug zum Kürzen?
Die erste Frage, die viele sich stellen, ist die nach dem besten Werkzeug um eine Schraube zu kürzen. Für die „Profis“ in den Kommentaren auf YouTube ist der Fall klar: Nämlich auf der Drehbank!
Ich weiß nicht wie es bei Euch aussieht, aber als ich das letzte Mal nachgesehen habe, stand keine Drehmaschine bei mir im Bastelkeller rum.
Von daher…
Wir Heimwerker sägen die Schraube mit:
- dem Winkelschleifer
- der Handbügelsäge
- mit dem „Dremel“
- mit der Zange
Mehr haben die meisten von uns nicht zur Auswahl.
Das soll uns reichen! 🙂
Schraube mit dem Winkelschleifer kürzen
Grundsätzlich ist der Winkelschleifer gut geeignet. Pass dabei aber auf, dass sich nicht zu viel Hitze im Werkstück staut.
Besonders bei kleinen Schrauben kann das schnell passieren. Das kann sich auch ungünstig auf die Festigkeit der Schraube auswirken. Sollte dich die Anlauffarbe stören, kannst du diese einfach mit einer Drahtbürste entfernen.
Verwende möglichst dünne Trennscheiben. Das minimiert die Hitzeentwicklung.
Zum Thema Hitze:
Ja, mit dem Trenner kann es heiß zugehen!
Je nach Scheibenbreite und Schraubengröße kommt man schnell mal in einen Bereich, um auch vergütete Schrauben weich zu bekommen.
Der Einwand, dass dies aber nicht die komplette Schraube betrifft, ist auch korrekt!
Das Problem: Woher soll ich wissen wieweit ihr kürzt und in welchem Umfeld (Bauteil) die modifizierte Schraube eingesetzt wird? Wenn ihr da an einer Bremsanlage herummurkst ist das was anderes, wie an einem Gartentor was zu basteln.
Das weiß ich alles nicht und dementsprechend breche ich das auf eine pauschale Aussage herunter, die da lautet: Nimm sicherheitshalber die Handsäge!
Macht auch weniger Dreck. 😉
Und diese Empfehlung stammt übrigens nicht nur von mir. Sowohl die Hersteller, Händler und Gutachter wie z.B. die DEKRA raten im Allgemeinen davon ab.
Soll heißen: Wer genau weiß, was er da treibt, kürzt auch munter mit dem Trenner. Ganz einfach! Nimm eine dünne Scheibe und achte darauf, dass es nicht zu heiß wird.
Sind es aber hoch beanspruchte Bauteile, dann lass die Finger von der Schraube!
Schraube mit der Handsäge sägen
Wer keine Flex hat, sollte sich schnellstmöglich eine besorgen! Nein im Ernst, ein Heimwerker ohne Winkelschleifer? Komm schon! ;-P
Ansonsten ist eine normale Handbügelsäge eine gute Wahl! * Gleiches gilt für die klassische PUK-Säge. Die hinterlässt von Natur nur einen feinen Grat.
Beide erzeugt kaum Hitze und einen recht sauberen Schnitt.
Wenn du Edelstahlschrauben (AKA VA-Stahl, korrekt: Chrom-Nickelstahl) kürzen willst, solltest du darauf achten auch ein passendes Sägeblatt zu verwenden.
Wenn dir der Anschnitt schwerfällt, schnapp dir einfach eine Feile und feile zuerst eine kleine Kerbe in das Gewinde der Schraube. Dann rutscht das Sägeblatt nicht mehr so leicht aus der „Spur“ und es verhakt beim Anschnitt weniger.
Gehärtet Schrauben mit der Handsäge kürzen?
Suboptimale Idee…
Bei besonders „robusten“ Schrauben spricht man von s. g. vergüteten Schrauben. Die Dinger erkennst du spätestens dann, wenn du versuchst diese von Hand zu sägen. 😛
Eine Prägung am Schraubenkopf weist auf eine vergütete Schrauben hin. Du findest dann eine Nummer wie z.B. 10.9 oder 11.9 usw…
Solche Schrauben kürzt du am besten entweder mit besonderen Sägeblättern oder eben dem Winkelschleifer. Alles andere wäre sadistisch.
Zum Sägen richtig einspannen
Gespannt wird die Schraube am besten natürlich in einen Schraubstock.
Sofern vorhanden!
Nicht jeder hat einen Schraubstock oder ist gerade „auf der Baustelle“. Sprich; es ist einfach keiner in Reichweite. Dann müssen wir halt improvisieren.
Spannen ohne Schraubstock:
Zwei einfache und natürlich suboptimale Möglichkeiten. Beide aber besser als die Verwendung eines „Bio-Schraubstockes“, der Hand…
Spannen im Schraubstock
Am besten du spannst die Nummer in einen Schraubstock. Bequemer und sicherer geht es nicht.
Bitte aber nicht die Schraube ungeschützt einfach einlegen und die Backen zuknallen. Da stellen die Gewindegänge der Schraube sofort ihren Dienst ein!
Besser wäre es, den Schraubstock mit einer Schon / Schutzbacke zu frisieren.
Das schützt das Gewinde. Das muss nun nichts Käufliches sein. * Ein einfaches und umgeschlagenes Messingblech reicht auch.
Eine weitere Möglichkeit wären einfache Muttern, auf die eine Schraube aufgeschraubt wird. Wenn es der Schraubenkopf erlaubt, brauchst du diese auch nicht zu kontern.
Alternativ kann die Mutter auch Eingeschlitzt werden. Auf diese weise wird die Schraube oder die Gewindestange auch gegen ein Verdrehen gesichert.
Eine Weitere Möglichkeit ist eine zusätzliche Kontermutter. Die lässt sich auch einfach einspannen und die erste Mutter kann gleichzeitig als Führung für die Säge herhalten.
Spannen im Bohrfutter
Ja, je kleiner die Schraube, desto schlechter lassen die sich sauber spannen. In solchen Fällen missbrauche ich auch gerne den Akkuschrauber.
Genauer dessen Bohrfutter!
Kleinere Schrauben lassen gut im Bohrfutter einspannen und mit der Hand kannst du die Maschine auf eine stabile Unterlage drücken und damit fixieren.
Ja, das ist nicht schön; aber alles besser als die Schraube mit den Pfoten zu halten und eine Bohrmaschine hat man eher in Reichweite.
Für Kleinkram reicht das und auf der „Baustelle“ hat man eher selten einen Schraubstock dabei.
- Einfache Verstellung der Schutzhaube ohne Werkzeuge.
- Handlich in jeder Situation – extrem kompakt und ergonomisch für schnelles Trennen auf der Baustelle
- Handlich in jeder Situation – extrem kompakt und ergonomisch für schnelles Trennen auf der Baustelle
Spannen mit Vorrichtung
Alternativ kann schnell aus einer Multiplex-Platte einen provisorischen Schraubstock zurechtgesägt werden.
Einfach ein Stück Multiplex oder etwas Vergleichbares schnappen und ein Loch, mit dem Durchmesser der zu kürzenden Schraube bohren. Danach einfach einen Spalt einsägen.
Die ganze Nummer lässt sich so dann problemlos auf eine Tischkante spannen und absägen.
[Update] Die Jungs von Holzwerken haben auch eine nette Idee, wie man besonders Gewindestangen ohne Schraubstock ablängen kann.
Spannen in Gewindeklemme
Wer öfters Gewindestangen oder Schrauben kürzen muss, kann sich eine Gewindeklemme aus einfachem Flachstahl basteln.
Die Anwendung ist recht simpel: Einfach die zu kürzende Schraube eindrehen und die Gewindeklemme in den Schraubstock spannen.
Ähnlich wie die geschlitzte Mutter spannt die Klemme nun die Schraube und bietet der Eisensäge gleichzeitig eine Führung.
Das Gewinde Schützen / Nachschneiden
Sowohl beim Einspannen der Schraube, wie auch dem Absägen besteht die Gefahr, dass das Gewinde der Schraube beschädigt wird.
Die Flex (Winkelschleifer) wie auch die Handsäge hinterlassen einen fetten Grat. Dieser ist Gift für das Gewinde und muss unbedingt runter!
Am besten entfernen lässt sich dieser Grat mit einer einfachen Handfeile. Einfach zuerst die Oberseite der Schraube Planen und anschließen eine Fase anfeilen.
Wenn oft Wellen aller Art gefast wird, dann kann ein Außenentrgater ganz hilfreich sein. Die 15-20€ Varianten sind dabei absolut OK. *
Aber Achtung: Trotz Anfasen wird ein feiner Grat überbleiben, der gebrochen werden muss.
Dazu gibt es mehrere Methoden:
- Vor dem Absägen eine Mutter aufschrauben und nach dem Anfasen herunternehmen. Das bricht den Grat. Die Mutter danach nicht mehr verwenden.
- Das Gewinde nach dem Anfasen mit einem klassischen Außengewindeschneider vorsichtig nachschneiden.
- Beim Feilen nach innen arbeiten. Der Grat legt sich so nicht in die Gewindegänge.
Fazit: Keine Raketentechnik
Ja, das Kürzen einer Schraube ist keine Raketentechnik. Dennoch kann dabei viel dabei falsch gemacht werden. Jedoch nichts, was sich nicht vermeiden ließe.
Ansonsten hat der Fachmann schon recht: Wenn möglich, nimm eine passende Schraube! 🙂
Video: Schraube kürzen
Video-Link: https://youtu.be/q5rOomnyvAo
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Video-Inhalt: Einleitung | Quick & Dirty | Der bessere Weg | Entgraten / Fasen | Grat brechen | Kein Schraubstock?
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Weitere Quellen
- Womit Kühlen & Schmieren beim Sägen & Bohren?
- Buch: Fachkunde Metall Ausgabe 2017 *
- Wie werden Schrauben & Gewindestangen hergestellt?
- Wie warm wurde es? Anlauffarben Übersicht.
- Festigkeitsklassen bei Schrauben und Muttern.
- Holzwerken: Ohne Schraubstock Stangenmaterial ablängen
Nun bist du dran!
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Bezeichnet sich selbst einfach als „Bastler“, obwohl er einst sogar zwei Handwerksberufe erlernt hat. Ja, dafür bekommt er auch reichlich „Haue“ von den lieben Kollegen! Aber das Wort passt einfach so gut. Seine Botschaft: Ein bisschen Pfusch muss sein!