Welcher Bohrer benötigt man für Holz und sind die Unterschiede für den Heimwerker überhaupt relevant?
Sagen wir mal so: Es schadet auch dem Heimwerker nicht, wenn er einen Korkenzieher von einem Schlangenbohrer unterscheiden kann. Also ja, wenigstens die wichtigsten Holzbohrer sollten bekannt sein!
Und das wären: der klassische Spiralbohrer für Holz oder Metall, Flachfräsbohrer, Schlangenbohrer und der vielseitige Zylinderbohrer.
Letzteren gibt es in vielen Varianten wie z. B. den Forstnerbohrer oder Scharnierbohrer.
Wenn du also bei den oben genannten Bohrern nur Bahnhof verstehst, dann bist du hier richtig! Denn hier werden alle wichtigen Holzbohrer kurz & anfängerfreundlich vorgestellt.
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Inhaltsverzeichnis
Werkstoff Holz
Bevor wir aber loslegen ein paar Worte zum Material selbst…
Denn Holz ist nämlich genau so ein schöner Werkstoff, wie er auch eigensinnig ist. Kein Wunder, schließlich ist das ein natürliches Material und als solches nicht besonders homogen.
Soll bedeuten: Holz besteht aus Fasern!
Je nachdem ob es längs oder quer zur Faser bearbeitet wird, herrschen andere Bedingungen beim Bohren.
Dann sind da noch die Ringe. Frühholz, das ist der hellere Teil der Jahrringe, ist z.B. viel weicher als der Rest.
Hartholz, Weichholz und Plattenmaterial
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Art des Holzes. Denn nicht jeder Bohrer ist gleichermaßen für die jeweiligen Holzsorten zu gebrauchen.
Mit Weichholz wie Pappel, Fichte, usw. haben die wenigsten Bohrertypen Schwierigkeiten.
Kritischer wird es dann aber bei Harthölzern oder Plattenwerkstoffe wie MDF, Spanplatte, Siebdruckplatte & Co.
Im schlimmsten Fall sind diese Platten auch noch mit Kunststoff beschichtet, was für einige Bohrer ein schnelles Ende bedeutet.
Also, egal für welche Bohrer du dich entscheidest, achte darauf, dass er auch zum Werkstoff passt!
Bohren: Holz vs Metall
Kleiner Vergleich: Wenn du, mit demselben Druck (in axialer Richtung), ein Loch in ein Stück Metall bohrst, wird der Bohrer auch mit einer konstanten Geschwindigkeit (Vorschub) im Material vordringen.
Bei Vollholz ist das nicht so!
An manchen Stellen flutscht der Bohrer nur so durch das Holz und an anderer Stelle, z.B. einem Ast, hat man das Gefühl gar nicht mehr vorwärtszukommen.
Manchmal schneidet der Bohrer die Faser sauber, ein anderes Mal reißt er sie einfach nur rabiat ab. Bei Weichholz ist das besonders ausgeprägt.
Hartholz hingegen ist „gefühlt“ wesentlich homogener, also gleichmäßiger. Das Gleiche gilt auch für verarbeitetes Holz wie z.B. die allseits beliebte Spanplatte oder dem MDF.
Behalte diesen Fakt einfach im Hinterkopf, wenn du Holz bearbeitest.
Bohrer benötigen Führung
Die verschiedenen Bedingungen innerhalb des Holzes sind mitunter auch ein Grund dafür, dass Holzbohrer auch etwas mehr „geführt“ bzw. „zentriert“ werden müssen, als ihre Stahl naschenden Kollegen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Bohrer in Holz „verlaufen“ ist ohne zusätzliche Führung also viel höher!
Denk an Wasser; das nimmt auch am liebsten den Weg mit dem geringsten Widerstand. Und z.B. ohne ein Flussbett würde es machen, was es will. Bohrer sind da ähnlich faul und freiheitsliebend.
Das Flussbett führt also das Wasser und beim Holzbohrer ist das primär seine Spitze. Entweder ist diese Spitze eine einfache Zentrierspitze mit oder ohne Einzugsgewinde oder sogar ein Vorbohrer. Teilweise sind die Zentrierspitzen oder Vorbohrer sogar austauschbar.
Auch ein „Vorbohren“ kann eine Führung sein. Dabei wird einfach mit einem viel kleineren Bohrer, als dem endgültigen Durchmesser, vorgebohrt. Dadurch folgt der Endbohrer dieser kleineren Vorbohrung.
Spiralbohrer: wo sind die Unterschiede?
Fangen wir mit den bekanntesten Vertretern an: Den Spiralbohrern!
Die Jungs fühlen sich in den verschiedensten Materialien wohl und vernaschen, je nach Ausführung, so ziemlich alles was sie vorgesetzt bekommen. Kunststoffe, Stein, Beton, Metall oder eben auch Holz.
Für jedes Material gibt es zwar einen Spezialisten, der grundsätzliche Aufbau ist aber bei allen Spiralbohrern ähnlich.
Spiralbohrer Aufbau
Spiralbohrer müssen irgendwie in der Maschine eingespannt werden.
Dazu verwenden wir Heimwerker primär Bohrer mit einem zylindrischen Schaft. Daneben gibt es aber noch weitere Aufnahmen wie z.B. dem Kegelschaft.
Außerdem besitzen sie auch einige Schneiden.
Die Erste befindet sich an der Spitze des Bohrers. Eine weitere Schneide kann man oft direkt an der Führungs-Fase finden. Diese Fase ist wiederum Bestandteil der „Spirale“. Also dem Teil des Bohrers, der die Späne aus dem Bohrloch befördert.
Die Führungsfasen helfen dem Bohrer übrigens auch dabei, sich selbst in der Bohrung zu führen.
Wie oben schon angedeutet: Für jedes Material gibt es einen Spezialisten. Für Holz wäre das der gemeine Holzspiralbohrer.
Der klassische Holzbohrer
Die auffälligste Besonderheit eines Holzbohrers ist die Zentrierspitze und die zusätzlichen Nebenschneiden.
Wie oben schon beschrieben, ist es recht hilfreich in einem inhomogenen Werkstoff wie Holz, eine zusätzliche Führung zu gewährleisten. Und genau diesen Job übernimmt die Zentrierspitze.
Sie bohrt sich in das Material und sorgt nebenbei auch dafür, dass der Bohrer an zwei Stellen „gelagert“ ist. Und zwar zwischen der Zentrierspitze und eingespannt am Schaft, im Bohrfutter der Bohrmaschine.
Die Nebenschneiden fungieren als Vorschneider und trennen die Holzfasern, bevor die Hauptschneide zum Zuge kommt.
Dadurch wird der Bohrlochrand sauber begrenzt.
Ebenfalls ist das Thema „Ausrissfreiheit einer Bohrung“ stark von der Nebenschneide geprägt.
Eine weitere Besonderheit ist die benötigte Drehzahl beim Bohren in Holz. Diese sind ein ganzes Stück geringer, als man es z.B. von Metallbohrern gewohnt ist.
Das kann uns nur recht sein. So bleibt unser allseits beliebter Akkuschrauber, welcher meist nur geringere Drehzahlen liefert, weiter im Rennen.
Grundsätzlich ist es so, dass gute und scharfe Holzbohrer auch gute Schnittqualitäten abliefern und man kommt mit ihnen auch recht leicht durch das Material.
Manchmal zu leicht!
Denn in Weichholz neigt er gerne zu einem „Rupfen“. Es zieht ihn stellenweise geradezu ins Holz.
Übung und / oder eine stationäre Maschine, wirklich scharfe und qualitativ brauchbare Bohrer können hierbei aber Abhilfe schaffen.
Dachbohrer / Metallbohrer
Holz mit einem Metallbohrer bohren? Tönt irgendwie falsch und ist auch nicht mein Fall. Geht aber! Ich kenne genug Leute, die besonders in Hartholz, Metallbohrer vorziehen.
Man kann mit einem Metallbohrer natürlich auch Holz bohren.
Wenn du ohnehin nur Metallbohrer hast, muss das Notfalls halt auch reichen. Man sollte dann einfach einige Besonderheiten beachten!
Holz mit Metallbohrer Bohren
Wenn man sich Metallbohrer anschaut, fällt einem gleich die Bohrerspitze auf. Die Zentrierspitze, die der Holzbohrer hat, fehlt nämlich völlig. Stattdessen laufen die beiden Hauptschneiden in einer flacheren Querschneide zusammen.
Toll für hartes Metall, aber in Holz ist das eine Steilvorlage zum Verlaufen.
Metallbohrer führen sich selbst, sobald der Bohrer tief genug im Material ist.
Holz ist aber viel weicher. Die Nebenschneide der Führungsfase „fräst“ sich im schlimmsten Fall frei. Ohne eine Zentrierspitze wird der Bohrer nicht mehr sauber geführt. Maßhaltige und runde Bohrungen erreicht man so natürlich nicht.
Ein Gutes hat es aber: Normale Metallbohrer kann man auch selbst nachschleifen. Der Anschliff ist nicht so komplex, wie die eines reinen Holzbohrers.
Das kann jeder lernen.
Das Problem des Verlaufes lässt sich damit aber auch nicht gänzlich verhindern. Besonders beim Ansetzen des Bohrers besteht diese Gefahr weiterhin. Aber wenigstens an der Stelle kann man sich eines kleinen Tricks bedienen:
Dem Ankörnen!
Körnen vor dem Bohren
Ähnlich wie beim Bohren in Metall kann man mit einem Körner die Bohrstelle „markieren“. Der dabei entstehende Abdruck der Körnerspitze im Holz fungiert dann als eine kleine Führung. Die Bohrerspitze findet so viel besser den richtigen Weg.
Video-Link: https://youtu.be/MgVgVIkzPcY
Etwas, was man aber nicht durch ein Anschleifen oder Körnen korrigieren kann, sind die fehlenden Vorschneider. Metallbohrer müssen keine Fasern brechen.
Dafür wurden sie einfach nicht vorgesehen. Das macht es schwerer ausrissfreie Bohrungen hinzubekommen.
Es gibt zwar einige Tricks, um Ausrisse zu minimieren, grundsätzlich sind Bohrungen mit Metallbohrern aber nicht so sauber, wie die eines Holzbohrers.
CV, HSS oder HSSG & Co.
Wenn du dich auf die Jagt begibst, um ein paar Holzbohrer zu reißen, werden dir verschiedenen Arten Holzbohrer begegnen.
Die einfachen Holzbohrer werden aus einfachen CV-Stahl (Chrom-Vanadium) gefertigt. Für uns Heimwerker ist diese Variante meist völlig ausreichend.
Wer mehr ausgeben will, kann sich welche aus HSS gönnen. Das ist derselbe Stahl, wie sie auch für Metallbohrer verwendet werden.
Als kleine Besonderheit gibt es diese auch in der HSSG – Variante. Diese werden aus dem vollen Material gefräst und die Spirale sowie die (neben) Schneiden werden geschliffen.
Knüppelhartes Hartholz, beschichtete Spanplatten, harte Kunststoffe oder Laminat; ein Fall für einen HM-Holzbohrer. Diese Holzbohrer werden mit Hartmetallschneiden bestückt / gefertigt.
Generell reichen uns Heimwerker aber ganz normale HSS-Holzbohrer für alle gängigen Arbeiten.
In Weichholz halten die ewig!
Beschichtete Platte, bzw. Plattenmaterial (MDF, Multiplex, Span. usw…) im Allgemeinen verringern aber die Standzeit (Haltbarkeit) der Bohre
Bekannte Hersteller von Holzbohrern sind übrigens: Alpen, ENT, Famag, Colt oder Fisch.
Tiefenstop & Aufstecksenker
Video-Link: https://youtu.be/2974hMngzeE
Es gibt zwei nützliche Erweiterungen für Spiralbohrer. Einmal einen Aufstecksenker und den Tiefenstopp. Bei einem Aufstecksenker kann man sich das Senken der Schraubenlöcher sparen, denn das lässt sich direkt in einem Durchgang erledigen.
Der Tiefenstopp ist ein Anschlag, der dafür sorgt, dass man eine bestimmte Bohrtiefe nicht überschreitet. Das ist sehr praktisch, wenn man viele Bohrungen mit gleicher Bohrtiefe benötigt.
Alternativ kann man aber auch einfach den Aufstecksenker umdrehen, oder ein Stück Klebeband um den Bohrer wickeln.
Fazit Spiralbohrer
Metallbohrer kann man also auch in Holz benutzten. Sie haben jedoch eine schlechtere Führung und das Bohrergebnis ist nicht so sauber. Dafür lassen sich diese Bohrer einfacher nachschleifen und sie haben einen geringeren „Selbsteinzug“.
Die erste Wahl für das Bohren in Holz ist, und bleibt aber der gute alte Holzbohrer!
Flachfräsbohrer
Auf diesen Part freue ich mich besonders, denn ich bin ein Fan von Flachfräsbohrern! Leider sind sie recht unbekannt, obwohl er ein sehr alter Bohrertyp ist.
Aber eines nach dem Anderen…
Große Löcher für kleines Geld
Flachfräsbohrer führen leider ein Schattendasein. Das haben sie aber nicht verdient, denn was die Preisleistung betrifft, gibt es nichts das ihnen gleichkommt. Mit keinem anderen Bohrertyp kann man so günstig große Bohrdurchmesser anfertigen.
Mit einem Aufsatz lässt es sich sogar recht tief mit den Teilen bohren. Daneben gibt es sogar eine verstellbare Variante!
Aber schauen wir uns diesen Bohrer zuerst einmal an:
Nimm den Querschnitt eines Holzspiralbohrers und man kommt optisch dem Flachfräsbohrer recht nahe. Auch er hat eine Zentrierspitze, zwei Vorschneider und zwei Hauptschneiden. Ihm fehlt aber die Spiralnut.
Die Spanabfuhr ist also nicht die Beste.
Diese Bohrer gibt es mit sowohl mit einer Zentrierspitze, wie auch mit einem Einzugsgewinde. Letzteres erfüllt auch die Funktion einer Zentrierung.
Zusätzlich sorgt diese Gewindespitze aber auch noch für einen „Eigenantrieb“. Sprich: Der Bohrer zieht sich selbständig in das Material.
Der Vorschub ist also von der Drehzahl abhängig.
Behalte das im Hinterkopf!
Mit einfacher Zentrierspitze
Flachfräsbohrer sind eigentlich Werkzeuge für klassische Zimmermannsarbeiten wie große Durchgangslöcher in Weichholz-Balken oder Sacklöcher für Maschinenschrauben mit Scheibe, usw.
Aber ich persönlich missbrauche die Teile auch gnadenlos in Span oder MDF-Platten. Eingespannt in einem Bohrständer o.ä., lassen sich mit ihnen sehr saubere Bohrungen herstellen. Da kein Eigeneinzug stattfindet, kann man die Bohrtiefe auch recht gut dosieren.
Übrigens: Auch in Acrylscheiben oder dünnen Kunststoffen fühlen sich Flachfräsbohrer recht wohl. Wohlgemerkt aber nur die mit der einfachen Zentrierspitze!
Die Bohrung kann man im Übrigen dazu nutzen, nach dem Durchbruch, einen Draht zu befestigen. So kann man z.B. Kabel leichter einführen.
Neben senkrechten Bohrungen kann man mit ihnen auch schräge Löcher bohren. Mit etwas Übung geht das sogar von Hand.
Video-Link: https://youtu.be/5mR-UxLOHhY
Ausrissfreies Durchbohren
Mit einem Flachfräsbohrer mit einer einfachen Zentrierspitze lässt es sich auch gut Ausrissfrei durchbohren. Dazu gibt es zwei einfache Methoden:
- Unterspannen eines Opferholzes
- Bohren von zwei Seiten
Das Unterspannen eines Opferholzes ist der Klassiker und funktioniert mit allen Holzbohrer-Arten wunderbar. Wichtig ist dabei nur, dass die Unterlage auch wirklich dicht und fest anliegt. Am besten Festzwingen. Andernfalls drückt der Bohrer das Opferholz weg und der Effekt ist dahin…
Beim Bohren von zwei Seiten macht benötigt man kein Opferholz. Stattdessen bohrt man entweder vor und setzt von beiden Seiten an oder nutzt die rückseitig austretende Zentrierspitze.
Für beide Varianten gilt: Am besten stationär bohren und immer sachte und vorsichtig an die Sache rangehen.
Mit Gewindespitze
Wenn die Arbeit möglichst schnell erledigt werden soll, ist die Gewindespitze dein Freund. Das Gewinde zieht den Bohrer, nämlich ähnlich einer Schraube, selbständig in das Material. Zusammen mit einer entsprechend kräftigen Bohrmaschine kann das richtig heftig zur Sache gehen.
Dementsprechend sehen auch die Bohrlöcher aus!
In Querholz liefert ein Flachfräsbohrer eine relativ saubere Bohrung. In Hirnholz neigt die Nummer aber zum Verlaufen und die Gewindespitze kann das Material spalten. Da der Vorschub von der Drehzahl bestimmt wird, rate ich außerdem dazu, diese Bohrer nicht stationär zu nutzen. Man ist schneller im Bohrtisch als man denkt!
Und Sacklöcher?
Flachfräsbohrer sind eigentlich zum Durchbohren gedacht. Aber man kann mit ihnen natürlich auch Sacklöcher bohren. Bedenke dabei aber auch den nicht flachen Bohrgrund, der durch die besondere Schneidengeometrie entsteht.
Denke auch an die recht lange Zentrierspitze. Nicht immer ist das Material dick genug. Schnell schaut die Spitze ungewollt auf der anderen Seite raus.
Fazit Flachfräsbohrer
Mit Gewindespitze rasend schnell aber unsauber. Mit einer nicht angetriebenen Zentrierspitze lassen sich, Geduld und etwas Übung vorausgesetzt, dagegen schon recht ansehnliche Bohrungen damit realisieren.
Der größte Pluspunkt ist aber unbestritten der Preis. Für das Geld eines kompletten Satzes Flachfräsbohrer bekommt man teilweise nicht einmal einen einzigen Forstnerbohrer!
Für Heimwerker also eine absolute Empfehlung.
Schlangenbohrer / Balkenbohrer
Wenn man sich einen Schlangenbohrer so ansieht, dann entsteht schnell der Eindruck, man hätte einen Holzspiralbohrer mit einem Flachfräsbohrer gekreuzt. Denn er hat eine selbsteinziehende Gewindespitze und einen zusätzlichen Vorschneider.
Anstelle von zwei Haupt- und Nebenschneiden hat er jedoch nur jeweils eine. Das Gleiche gilt für die Spannuten. Davon hat er ebenfalls nur eine, die stark an eine Förderschnecke erinnert.
Die Schnecke braucht er auch, denn sein Revier sind tiefe Bohrungen, wie man sie typischerweise in dicken Balken oder Sparren benötigt. Daher auch der Beiname „Balkenbohrer“.
Wobei dieser eigentlich nicht ganz korrekt ist, da reine Balken oder Sparrenbohrer kein Einzugsgewinde haben.
In 95% der Fälle benötigt der Typische Heimwerker keinen Schlangenbohrer. Stehen jedoch Projekte wie Carport, Gartenhaus oder Anker befestigen an, dann werden sie wieder interessant. Und erst dann würde ich mir auch einen zulegen.
Lewis & Irwin
Schlangenbohrer gibt es in zwei Ausführungen: Form Lewis und Form Irwin. Traditionell ist der Lewis für mittelharte bis harte Hölzer. Der Irwin dagegen für weicheres Gedöns.
Laut Fachliteratur jedenfalls…
Schaust du dir aber mal die Kataloge der Hersteller an, werden die beiden gerne durcheinander geworfen. Auch Mischtypen sind hier und da zu finden. Das ist nichts Ungewöhnliches. Besonders, wenn man bedenkt, wie alt diese Bohrertypen sind.
Heutzutage gibt es auch viel mehr Hersteller, die jeweils ihr eigenes Süppchen kochen. Ich würde mir da jedenfalls keinen Kopf machen, den die Hersteller geben für gewöhnlich an, ob hartholztauglich oder nicht.
Fazit Schlangenbohrer
Tiefe Bohrungen, saubere Schnitte und ein sehr schnelles vorwärtskommen:
Der Schlangenbohrer ist dein Freund! Hohe Drehzahlen sind bei ihm nicht nötig. Aber die Maschine sollte recht drehmomentfreudig sein.
Zylinderbohrer (Forstnerbohrer)
Also im Jahre 1772 hat… Ne, kleiner Spaß. Das muss sich keiner antun! Was ich aber loswerden will: Auch dieser Bohrertyp ist schon recht alt!
Wenn du beginnst dich über diesen im Internet oder auch in Fachbüchern zu informieren, dann werden dir unzählige Variationen dieses Bohrers vor die Füße geschmissen.
Für einen Holz-Nerd das Paradies, für uns Otto Normalo aber ein Alptraum. Wir wollen einfach mal schnell ein Topfscharnier versenken und gut ist.
Richtig Blöd ist aber, dass es dieser Umstand einem wirklich schwer machen kann, eine vernünftige Kaufentscheidung zu treffen. Darum dröseln wir am besten Mal grob die verschiedenen Typen auf, damit du sie wenigstens einmal gehört hast.
Anschließen picken wir uns zwei derer heraus, die beim Heimwerker am häufigsten anzutreffen sind.
Tönt gut, oder?
Die DIN 7483
Nein, nicht weiterscrollen! Nur ganz kurz. Ehrlich!
Zylinderbohrer sind in der DIN 7483 genormt. Natürlich backt jeder Hersteller wie immer seinen eigenen Auflauf. Aber im Groben kann man sich an der Norm orientieren.
Wichtig ist für uns eigentlich nur ein kleines Detail: die Typen der Bohrer!
Davon gibt es: A, C, E, F und G
Bohrer vom Typ A und E sind nur für den stationären Betrieb gedacht. Der Typ G dagegen für den Handbetrieb.
Das zu wissen ist wichtig! Denn diese Typenbezeichnungen wirst du öfter in den Artikelbezeichnungen zu lesen bekommen, wenn du die entsprechenden Kataloge durchblätterst.
Das liest sich dann in etwas so: „Tipptoppsupergeil Forstnerbohrer Ø50 mm, DIN 7483 G“. Bei dem Bohrer weißt du nun, dass du ich bedenkenlos in die Handbohrmaschine spannen kannst.
So, da nun diese Hürde schon einmal genommen ist, weiter im Programm…
Zylinderbohrer & Friends
Beschlagbohrer, Astlochbohrer, Scharnierbohrer, Forstnerbohrer, Kunstbohrer, usw. fallen alle unter die „Produktgruppe“ Zylinderbohrer.
Ähnlich, aber dennoch spezialisiert.
Bevor wir uns aber einen dieser Spezialisten rauspicken, kurz ein paar Worte zum allgemeinen Aufbau des Zylinderbohrers.
Zylinderbohrer unterscheiden sich grundlegend von Holzbohrern wie Schlangen- und Spiralbohrern bezüglich Spanabführung und Führung im Bohrloch.
Gemein haben diese aber, dass sie für flache Bohrungen konzipiert wurden.
Dazu gehören Aufgaben wie Ausbohren von Ästen in Vollholz, Einlassen von Topfbändern , dem Erstellen von Verbindungen oder dem allseits beliebten Bohren eines Loches für Teelichter in Holz.
Einige dieser Typen sind auch speziell für bestimmte Holzwerkstoffe wie Span oder MDF-Platten optimiert. Besonders beschichtetet Platten können auf die Standzeit (Haltbarkeit) gehen.
Hier kommen dann z.B. sogenannte Hartmetallschneiden zum Einsatz. Bei anderen Typen lässt sich außerdem die Zentrierspitze wechseln.
Für uns Heimwerker ist aber primär der gute alte Forstnerbohrer von Interesse.
Der Forstnerbohrer
Der klassische Forstnerbohrer verfügt, neben einer kurzen Zentrierspitze, über zwei lange kreisförmige Nebenschneiden. Diese vereinfachen es einem, den Bohrer möglichst eben aufzulegen.
Hier macht sich die Spezialisierung für Handmaschinen bemerkbar.
Wie die Nebenschneiden beim normalen Holzspiralbohrer schneiden die Vorschneider des Forstnerbohrer auch zuerst die Fasern durch. Danach folgen die Hauptschneiden.
Die recht breiten, seitlichen Führungsflächen der Nebenschneiden sorgen außerdem für eine sehr gute Führung, sobald diese im Material sind.
Und genau diese breiten Nebenschneiden können zu einem Problem werden. Denn diese erzeugen viel Reibung.
Wo viel Reibung, da viel Wärme. Also nicht optimal. Aus dem Grund sollten diese Bohrer nur mit geringer Drehzahl betrieben werden.
Moderne Zylinderbohrer
Das Problem mit der Reibung lässt sich kein Hersteller gefallen. Schließlich kann man genau an dem Punkt ordentlich „Marketing-Blubblub“ absondern.
Wohlgemerkt mit Erfolg!
Denn es gibt viele sehr gute Weiterentwicklungen des oben beschriebenen Forstnerbohrer.
Gewellt oder gezahnte Vorschneider verringern die Auflagereibung und seitliche Kerben an den radialen Nebenschneiden verkleinern die Anlegefläche und verringern so weitere Reibungswärme.
Auch an der Spanabfuhr wurde ordentlich gearbeitet. Diese befördern, die nun massenweise anfallenden Späne, in einem Mordstempo aus dem Bohrloch.
Diese, bis zum Anschlag frisierten Forstnerbohrer, haben aber 1. Ihren Preis und 2. mögen die hohe Drehzahlen. So hoch, dass die meisten Akkuschrauber schnell passen müssen!
Ein weiterer Nachteil macht sich bemerkbar, sobald die Nebenschneiden etwas abstumpfen. Denn dann leidet die Qualität am Bohrlochrand.
Hier ist der Klassische Forstnerbohrer etwas im Vorteil. Man kommt zwar nicht vorwärts, aber selbst komplett stumpf ist der Bohrlochrand oft noch tiptop! ;-P
Fazit Forstnerbohrer
Jeder ernsthafte Holzwerker sollte ein paar ausgewählte Forstnerbohrer im Werkzeugkasten haben. Ob das nun die etwas günstigeren, klassischen Forstnerbohrer, oder einen der hochgezüchteten Varianten ist, ist jedem selbst überlassen.
Mein persönlicher Rat: Erst kaufen, wenn man wirklich einen benötigt. Und dann was Gutes. Ich bin mit den billigen Fernost-Nummern, regelmäßig auf die Nase gefallen.
Bis dahin kann man sich prima mit den viel günstigeren Flachfräsbohrern über Wasser halten.
Fazit: Welcher Bohrer für Holz?
Wann und warum benutze ich denn nun welchen Bohrer?
Im Video gehe ich grob auf diesen Punkt ein. Generell ist es aber so, dass Nehmen wir mal die Zylinderbohrer als Beispiel, es für vieles „Spezialisten“ gibt.
Mit einem Astlochbohrer macht man z.B. was… genau!
Hast Du aber keinen Astlochbohrer nimmst was? Genau! Was einem Astlochbohrer am nächsten kommt, um die Aufgabe zu erfüllen. Ist der Flachfräsbohrer zu ungenau, nimmt man halt was Präziseres, usw.
Um seine gerade anstehende Aufgabe zu erfüllen, nimmt man das, was man gerade zur Verfügung hat.
Mit der Erfahrung weiß man, welcher Bohrer gerade die bessere Wahl ist. Den Rest geben die Hersteller in Form von Empfehlungen vor.
Kurz, alle Bohrer machen im Prinzip dasselbe: Ein Loch. Der Rest ist dem Anwender überlassen, wie er sein Werkzeug nutzt.
Selbst ausprobieren ist hier angesagt. 🙂
Video: Holzbohrer für Heimwerker
Video-Link: https://youtu.be/h2x27nxhuYY
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Video-Inhalt: Einleitung | Grundsätzliches zum Werkstoff Holz | Holzbohrer brauchen Führung | Aufbau eines Spiralbohrer | Der Holzspiralbohrer | Der Flachfräsbohrer | Der Schlangenbohrer | Die Forstnerbohrer-Varianten
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Quellen und weitere Infos
- Verstellbarer Zentrumbohrer als Forstnerbohrer alternative?
- BMI online | Portal für Schreiner, Tischler & Fensterbauer
- DIN 7483:1966-11 Holzbohrer; Forstnerbohrer und Kunstbohrer
- Tabellenbuch Holztechnik: Tabellen, Formeln & Regeln *
- Fachkunde Holztechnik Taschenbuch *
- Schnellarbeitsstahl: Aus welchem Stahl werden Bohrer gefertigt
- Gewerbekunde der Holzbearbeitung für Schule und Praxis: Band II: Die Werkzeuge und Maschinen der Holzbearbeitung *
- Informationsdienst Holz
- Video: 7 Tipps zum Bohren in Holz
Nun bist du dran!
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Bezeichnet sich selbst einfach als „Bastler“, obwohl er einst sogar zwei Handwerksberufe erlernt hat. Ja, dafür bekommt er auch reichlich „Haue“ von den lieben Kollegen! Aber das Wort passt einfach so gut. Seine Botschaft: Ein bisschen Pfusch muss sein!