Verstellbarer Bohrer als Forstnerbohrer alternative?

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Ein im Durchmesser verstellbarer Bohrer? Sowas cooles gibt es tatsächlich! In einem meiner alten Lehrbücher bin ich auf diesen Bohrertyp gestoßen. Ein altes, aber raffiniertes Werkzeug, das heute kaum noch einer auf dem Schirm hat.

Zentrumbohrer, Flachbohrer oder Flachfräsbohrer sind sehr alte Bohrertypen. Sie sind wesentlich günstiger herzustellen als Schlangen- oder Holzspiralbohrer vergleichbarer Durchmesser. Eine Variante dieser Zentrumbohrer lässt sich sogar im Durchmesser verstellen.

Den hatte ich zwar schon in der Werkzeugkiste eines ehemaligen Arbeitskollegen gesehen, habe mich damit aber nie weiter beschäftigt und ihn schlussendlich vergessen.

Und genau um diese Variante geht es in diesem Beitrag.


Wenn du es eilig hast, dann kannst du direkt zum Fazit springen oder du schaust dir den Artikel in leicht gekürzter Fassung als Video an.


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Zentrumbohrer: Einer für alle Durchmesser

Die einfachen Flachfräsbohrer sind für uns Heimwerker ohnehin recht interessant. Denn man bekommt mittlerweile für kleines Geld ganze Sets, abgestuft in verschiedene Bohrer-Durchmesser. Eine günstigere Möglichkeit große Durchmesser zu bohren gibt es für uns kaum.

Links klassischer Flachfräsbohrer, rechts ein verstellbarer Zentrumbohrer. Beide mit Gewindespitze.

Doch diesen praktischen Fräsbohrer gibt es auch als verstellbare Variante, den man auch als verstellbare Zentrum- oder Fräsbohrer bezeichnet. Der Vorteil liegt hier klar auf der Hand: Man muss nur ein Bohrer mitschleppen und nicht ein ganzes Set!

Solche Werkzeuge werden auch als „Kompromisswerkzeug“ bezeichnet. Soll heißen: Es gibt bestimmt bessere Lösungen. Aber wenn man nur den einen Bohrer dabei hat, muss das halt reichen.

Nun verstehe ich auch, warum ein ehemaliger Arbeitskollege solch einen Bohrer immer in seiner Montagebox mitführte. Ich für meinen Teil hatte nie Bedarf an solch einem Bohrer, denn ich hatte es meistens nur mit wenigen Durchmesser zu tun gehabt. Unnötiges legt man sich ohnehin nicht die Werkzeugkiste.

Jeder, der die Dinge regelmäßig schleppen muss weiß, was ich damit meine… 🙂

Ich kam also erst sehr viel später dazu, mir solch ein verstellbaren Zentrum Bohrer genauer anzusehen.

Der Aufbau eines einstellbaren Zentrumbohrers

Technisch gesehen unterscheiden sich Zentrumbohrer kaum von Flachfräsbohrern.

Beide haben eine Gewindespitze oder eine Zentrierspitze, einen Vorschneider (Anritzer) und ein Spanabheber (Schneide). Bohrer mit einer Gewindespitze ziehen sich selbstständig in das Holz und erhalten gleichzeitig etwas Führung.

Der Lochumfang wird von dem Vorschneider geschnitten und schlussendlich dann vom Spanabheber getrennt. Teamwork eben. Es ist also mehr ein „fräsen“ als bohren.

Anders als beim Flachfräsbohrer, ist die Schneide des verstellbaren Zentrumbohrers nicht fest vorgegeben, sondern variabel. Durch ein verschieben der Schneide kann man also den Bohrdurchmesser innerhalb eines bestimmten Bereiches frei wählen.

Vor und Nachteile eines Zentrumbohrers

Vorteile: der offensichtlichste Vorteil-mit einem einzigen Werkzeug deckt man viele Durchmesser ab.

Das spart Platz und Gewicht. Außerdem ist man mit dem Durchmesser ein wenig flexibler. Denn man ist nicht, durch die von den Herstellern vorgegebenen Abstufungen, begrenzt.

Nachteile: fast alle Hersteller empfehlen den stationären Einsatz dieses Bohrers. Was bei dem mir vorliegenden Modell aber keinen Sinn ergibt, da dieser eine Einzugspitze hat. Das ist typisch für den Handbetrieb!

Auch preislich gibt es einen Nachteil; denn will man sich einen qualitativ hochwertigen Zentrumbohrer anschaffen, kann man für dieses Geld schon mehrere Sets Flachfräsbohrer kaufen.

Ähnlich wie beim Flächenfräsbohrer (Mit Gewindespitze) ist die allgemeine Schnittqualität dieser Bohrer nicht besonders gut. Bei groben Arbeiten ist das ja kein Problem, wenn es aber feiner werden soll, dann sollte man zu Forstnerbohrer greifen.

Welches Holz kann man bohren?

Der Zentrumbohrer mit Gewindespitze eignen sich eigentlich nur für Bohrungen in Weichholz. Dabei erzeugt er in Querholz eine relativ saubere Bohrung. In Hirnholz neigt die Nummer aber schnell zum Verlaufen und die Gewindespitze kann das Material spalten.

Vorbohren schadet also in dem Fall nicht.

Die mir vorliegenden Modelle waren jedenfalls z.B. mit Buchenholz überfordert. Mit meinen normalen, nicht verstellbaren, Flachfräsbohrern hat man mit solchen Hölzern dagegen weniger Probleme.

Zentrumbohrer mit Handbohrmaschine nutzen?

Bei fast allen Herstellern, bei denen ich nachgefragt habe, werden Bohrer mit einer Zentrierspitze nur für den stationären* Einsatz empfohlen. Was, wie oben schon erwähnt, nur Sinn ergibt, wenn er kein Einzugsgewinde hat.

Immer wenn wo ein Einzugsgewinde dran ist, rate ich klar davon ab, solche Werkzeuge stationär zu nuzten!

Tisch-Bohrmaschinen oder Bohrständer
*Stationärer Einsatz bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man den Bohrer entweder in einer Säulenbohrmaschine oder in einem Bohrständer benutzt.

Dieser Bohrer erzeugt durch seine einseitige Ausladung eine gewaltige Unwucht. Während des Bohrvorgangs merkt man davon eigentlich kaum etwas.

Sobald man aber aus dem Material austritt und der Bohrer so keine Führung mehr durch seine Zentrierspitze mehr bekommt, ist es unmöglich von dieser Unwucht nichts mitzubekommen.

Das scheppert nämlich ganz ordentlich.

Was ist bei der Anwendung zu beachten?

Damit die Arbeit mit einem verstellbaren Zentrumbohrer nicht in einer Katastrophe endet, sollten wir unbedingt an ein paar Dinge beachten.

  • Achte darauf, dass die Schneide wirklich plan (kein Schmutz zwischen den Flächen) anliegt und angezogen ist. Ist der Bohrer schon etwas verschmutzt, ist das nicht immer gegeben.
  • Halte dich unbedingt an die Drehzahlvorgaben des Herstellers. Dieser Bohrertyp ist nicht dafür gedacht, mit hohen Drehzahlen benutzt zu werden. Da anders als z. B.: bei einem Forstnerbohrer, hier bewegliche Teile mit im Spiel sind.
  • Drehmomentstarke Maschine: Diese Bohrerart wird mit geringen Drehzahlen betrieben. Geringe Drehzahlen bedeutet wiederum, dass im Umkehrschluss ein hohes Drehmoment (Kraft) benötigt wird, um die schneiden in das Holz zu treiben.
  • Ist die Maschine nicht kräftig genug, dann wird sie stehen bleiben. In diesem Fall verringerst du die Drehzahl, in dem du einen Gang herunterschaltest. Verwende falls möglich Maschinen mit einem „Kick-back“ Schutz.
  • Stationärer Einsatz: Falls irgend möglich versuche diese Bohrer nur in stationären Maschinen, wie zum Beispiel Säulenbohrmaschine, Bohrständer oder Ähnliches zu verwenden. Ausnahme: Bohrer mit einem Einzug-Gewinde. Diese niemals Stationär nutzen!
  • Keine Gewalt: Niemals mit Gewalt arbeiten! Wenn es irgendwo hakt oder zu starken Vibrationen kommt, brich den Vorgang ab und suche eine andere Lösung!
  • Bohrer nur im Stillstand aus dem Bohrloch ziehen. Ich habe sowohl bei stationären wie auch mit Handmaschinen die Erfahrung gemacht, dass es schnell zu einer starken Unwucht kommen kann, wenn die Zentrierspitze keinen Halt mehr hat.
  • Testbohrung durchführen. Die Skalen, an den mir vorliegenden Modellen, sind nicht die genauesten. Also am besten nach dem Einstellen eine Probebohrung machen.

Ein Tipp noch: Vorsicht mit der Zentrier / Gewindespitze. Es kann passieren, dass man das Holz mit diesen Spitzen spaltet. Passiert bei dünneren Brettern ganz schnell.

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Vorsicht beim Durchbohren!

Einer der größten Gefahren ist es, diesen Bohrer ungeführt zu nutzen. Dieser Fall tritt z.B. beim Durchbohren eines Werkstückes ein. Um die Nummer ein wenig zu entschärfen, kann man sich mit einer zusätzlichen Zulade behelfen.

Sprich: Spanne einfach ein Stück Holz auf die austretende Seite. Fixieren das aber wirklich gut. Beispielsweise mit Schraubzwingen oder zur Not einfach festschrauben.

Wichtig ist nur, dass die wirklich satt anliegt!

Sobald der Bohrer aus dem Werkstück austritt, bietet die Zulage lange genug Führung, bis der Bohrer durch das Material ist. Falls möglich, benutzt du für diese Zulade auch einen anderen Holzwerkstoff. So bemerkst du den Durchbruch viel schneller.

Welche Drehzahl für einen Zentrumbohrer?

Halte dich bitte unbedingt an die Vorgaben des Herstellers. Sollte der Hersteller aber keine Drehzahlen angegeben haben, kannst dich grob an diese Drehzahlen-Tabelle halten:

DurchmesserDrehzahl
Ø 40600 U/min
Ø 50500 U/min
Ø 60400 U/min
Ø 70300 U/min
Ausgehend von einer Schnittgeschwindigkeit um die 1,4 m/s und bei einem stationären Betrieb. Quelle: famag.com

Die Schnittgeschwindigkeiten habe ich bei Famag gefunden. Alle anderen Hersteller haben leider nach dem Verkaufstext aufgehört weiterzuschreiben…

Ansonsten: Bitte Kopf einschalten und konzentriert bei der Sache sein!

Alternativen zum Zentrumbohrer

Wenn es nur um durchgehende Bohrungen geht, würden sich verstellbare Kreisschneider als Alternative anbieten. Kannst du dich mit vorgegebenen Durchmesser-Abstufungen abfinden, dann würden sich auch Lochsägen anbieten.

Das Gleiche gilt für die oben beschriebenen Flachfräsbohrer. Legst du viel Wert auf Maßhaltigkeit und eine gute Bohrqualität, dann sind Forstnerbohrer wohl die bessere Alternative.

Fazit

Verstellbare Zentrumbohrer sind wirklich interessante Gerätschaften. Ja, die Schnittqualität ist nicht die beste. Aber wenn auf der Baustelle mal Not am Mann war, war das Teil wirklich Gold wert.

Das war es aber schon mit den Vorteilen. Denn mit Hartholz kommen meine Bohrer nicht klar. Auch nicht stationär. Bei Buche ist jedenfalls Schicht im Schacht. Ob höherwertige Bohrer da besser sind?

Brauchen tut der normale Heimwerker solch einen Bohrer also nicht. Und wenn es doch in den Fingern juckt: Nimm einen ohne Einzugsgewinde von einem Namhaften Hersteller.

Video: Verstellbarer Bohrer

Video-Link: https://youtu.be/9f1ayzP5sTc

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Video-Inhalt: Einleitung | Extrem aufwändiges Unboxing | Montage des Zentrumbohrers | Welche Drehzahl & Maschine? | Handmaschine oder stationär? | Die erste Bohrung | Fazit & wichtiger Hinweis

Der Bohrer aus dem Video:

Und bitte: Das ist keine Empfehlung! Ich habe nur die beiden in Gebrauch. Das ist zu wenig um, ein brauchbares Urteil abzugeben.

Quellen und weitere Infos

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