Winkel mit dem Zollstock messen

Mit dem Zollstock Winkel messen. Anleitung und Tipps.

Mit einem Zollstock kann man nicht nur Längen schätzen messen, sondern auch Winkel bestimmen. Je nach Bauart gibt es dazu verschiedene Methoden.

Ein Zollstock kann z.B. als improvisierte Schmiege dienen oder nutzt mechanische Einrastfunktionen. Einige Modelle können abgestufte Winkel-Einteilungen für Werte wie; 30°, 45°, 60°, usw. abbilden. Sogar mit trigonometrischen Methoden lassen sich Winkel einstellen.

In Fachfuzzi-Kreisen heißt das Ding imfall Gliedermaßstab. Ich erwähne das nur, um eben jene ruhig zu stellen. Mir persönlich ist es vollkommen wurscht, wie man den Flaschenöffner mit Schätzfunktion nennt.

“Früher wurde ich noch mit einem Zollstock verprügelt, aber jetzt haben wir ja das metrische System!”

#teamzollstock Alles geklärt? Klasse! 😉

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Feste oder freie Winkel-Einteilung?

Grundsätzlich gibt es zwei Varianten der Winkelmessung mit einem Metermaß:

Variante 1: Die feste Winkeleinteilung. Der einstellbare Winkel ist begrenzt durch den Zollstock-Mechanismus (Einrastfunktionen) oder abgestufte Skalen. Meist sind nur gängige Winkel, wie z.B. 90°, 60° oder 45° einstellbar.

Variante 2: Die freie Winkeleinteilung. Hier können auch Zwischen-Winkel, wie z.B. 57°, 34° oder 26° eingestellt werden.

Im nachfolgenden Abschnitt markiere ich die entsprechende Option entweder mit “frei” oder “fest”.

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Die Methoden zur Winkelmessung

In den meisten Fällen können Winkel nur abgestuft eingestellt werden. Zwischen-Winkel sind nur per Methode 5, 6 und je nach Auflösung des Aufdrucks auch mit 4 möglich.

Die Methoden:

  1. Über die Einrastfunktion [fest]
  2. Winkel-Einteilung am Gelenk [fest]
  3. Spezielle Vorrichtungen am Zollstock [fest]
  4. Winkel-Aufdruck am 3. und 4. Glied [frei]
  5. Zollstock wie Schmiege benutzen [frei]
  6. Winkel einstellen über Tabelle [fest]

Der Link führt Euch direkt zum passenden Abschnitt. 

Alle „freien“ Methoden haben dennoch eine kleine Einschränkung. In Methode 5 habe ich Euch das genauer ausgeführt.

#1 Einrast-Funktion

90° und 180° lassen sich oft über eine Einrast-Funktion an dem Scharnier eines Gliedes einstellen.

Zollstock mit Einrast-Funktion bei 90° und 180°.

Ist der Zollstock recht neu / nicht zu sehr durchgenudelt, dann stimmt der rechte Winkel so halbwegs. Grobmotoriker sollten es also ruhig angehen lassen. 🙂

Tipp: Fühlt sich ein Scharnier „lotterig“ an, dann nimm einfach ein anderes. Zollstöcke haben zum Glück meist 5 Stück davon! 😉

#2 Winkeleinteilung am Gelenk

Der Winkel wird über eine aufgedruckte Winkel-Einteilung unter dem Gelenk des ersten Gliedes eingestellt.

Zollstock mit Winkel-Einteilung

Die Markierungs-Linien sind recht kurz und teilweise schwer zu erkennen. Sprich: Man ist schnell ein paar Minuten daneben.

Tipp: Wenn die Winkel-Skala nicht am ersten Scharnier zu finden ist, dann öffne mal das Letzte. Manchmal befindet sie sich dort.

Genauigkeit: +/-2° wegen Anstell / Ablesefehler. Sollte also nicht auf den Grad ankommen.

#3 Spezielle Vorrichtungen

Einige Zollstöcke verfügen über zusätzliche Vorrichtungen für die unterschiedlichsten Funktionen. 

Beispiel: Der ALL IN ONE-Zollstock von wiha * verfügt über ein ausziehbares Tiefenmaß am ersten Glied. Dieses kann auch als Skala zum Einstellen von Winkeln genutzt werden.

Die Skala hat eine 2,5° Teilung. Sprich: Zwischen-Winkel lassen sich damit also nicht durchgängig abbilden.  

Genauigkeit: +/-2°. Viel Mechanik = viel Spiel.

#4 Winkel-Aufdruck am 3. & 4. Glied

Mein Lieblings-Zollstock hat eine aufgedruckte Winkel-Einteilung auf dem 3. und 4. Glied. Diese Methode ist die angenehmste von allen. Man kann die Winkel nämlich nicht nur frei einstellen, sondern auch am besten ablesen. 

Genauigkeit: Gut! Wer nicht komplett schielt und der Zollstock nicht von der Resterampe gefallen ist, schafft locker +/- 1°.

Als mir dieser Zollstock kaputtgegangen ist, ist mir erst aufgefallen, dass diese Zollstöcke echt schwer zu bekommen sind. Ich habe mir also direkt beim Hersteller ein ganzes Paket organisiert. Wer weiß, wo man die einzeln bekommt: Bescheid geben! [Nachtrag] Ein Leser war so nett: https://www.trapezblech-muenker.com/zollstock *

#5 Zollstock wie Schmiege benutzen

Hier geht man den umgekehrten Weg, sprich man legt den Zollstock, ähnlich einer Schmiege, an einen bestehenden Winkel an.

Wenn man nun dafür sorgt, dass sich nichts verstellt, kann man den Winkel nun sehr gut übertragen. Und das, ohne den Winkel überhaupt zu kennen!

(1) Erstes Glied aufklappen und an den zu übertragenen Winkel anlegen. (2) Anschließend am zweiten Glied umknicken (3), bis die Kante des Zollstockes am 3. oder 4. Glied anstößt (4). Den Wert merken. Mit dem Wert kann man den Winkel wieder reproduzieren.

Einschränkungen: Bei einem Winkel, der nahe der 90° kommt, kann es passieren, dass man in die Nähe der Einrast-Funktion gerät und das Gelenk ungewollt einrastet. Hier sind Zollstöcke ohne Rast-Funktion Gold wert!

Genauigkeit: Die „Schmiege-Variante“ ist recht genau.

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#6 Winkel über Tabelle einstellen

Bei dieser Variante übernimmt man das Prinzip aus Methode #5, ohne jedoch den Winkel durch Anlegen zu übertragen, sondern benutzt die einzustellenden Werte einfach aus einer Tabelle. 

So wird es gemacht:

  • Das erste Glied aufklappen (90°)
  • Dann das zweite Glied umklappen
  • Die Kante des ersten Gliedes auf die Maß-Teilung des 3. / 4. Gliedes legen

Die benötigten Werte können aus folgender Tabelle entnommen werden:

Genauigkeit: Schwankt aufgrund unterschiedlicher Zollstock-Breiten. Das bedeutet, dass der Winkel am ersten Glied leicht variieren kann, wenn der Zollstock breiter oder schmaler ist als der in der Tabelle verwendete. 

Alternativ kann auch Samuels Methode verwendet werden. 

Methode #4 funktioniert übrigens auf demselben Prinzip, nur dass hier die Winkel passend umgerechnet mit aufgedruckt wurden.

Wie genau ist ein Meterstab?

Dass ein Zollstock bauartbedingt nicht das genaueste Messwerkzeug (Genauigkeitsklasse von Zollstöcken) ist und hier die individuelle Tapsigkeit auch ein Faktor ist, sollte jedem vorab klar sein.

Grundsätzlich sind die Methoden 1, 2 und 3 aber recht genau. Sofern man sorgfältig anlegt!

Methoden nach Genauigkeit (Note):

In den 6 Methoden gehe ich etwas genauer darauf ein. Alle Angaben wie immer: Pi mal Däumchen!

Fazit

Mit dem Zollstock kann man notfalls also auch Winkel messen oder sie wenigstens übertragen. Wenn man die passende Methode aussucht und nicht gerade zwei linke Pfoten hat, dann ist das sogar überraschend genau. Für die Baustelle tut’s das also auf jeden Fall!

Wer mehr Präzision braucht oder es bequemer haben will, kommt um eine Winkel-Schmiege nicht herum.

Wie schaut es bei Euch aus? Habt ihr noch weitere Tipps zum Winkelmessen mit dem Zollstock im Petto?

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Weitere Quellen & Infos

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